TYLL. DANIEL KEHLMANN.

INFOS

Erschienen: 09/10/18
Verlag: Rowohlt
Seitenzahl: 480
ISBN: 978-3498035679
Preis: 22,95€ [D]

Leseprobe

INHALT

Vor dem historischen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges zieht der Gaukler Tyll von einem Ort zum anderen. Übermannt von der eindrücklichen Persönlichkeit des Gauklers und seinen faszinierenden Showeinlagen bleiben die Bewohner anschließend zurück. Die Gerüchte um Tyll sind ebenso zahlreich wie unglaublich, dass ein Jeder sich am liebsten selbst ein Bild von dem rätselhaften Narren machen möchte. Doch so plötzlich wie Tyll in einem Ort auftaucht, lässt er diesen auch wieder hinter sich. Und so bleibt eigentlich nichts weiter übrig, als den Moment abzuwarten, in dem der Gaukler sich dazu entschließt, erneut auf der Bildfläche zu erscheinen. Dabei bleibt es nicht aus, dass Tyll Einfluss nimmt, auf die Leben der Menschen, denen er zu Lebzeiten begegnen wird.

MEINUNG

Wie bereits aus dem Titel des Romans von Kehlmann ersichtlich wird, handelt dieser von Till Eulenspiegel, dem Narren, dessen Name sicherlich Jedermann ein Begriff ist. Noch viel mehr jedoch (und das geht nicht aus dem Titel hervor) handelt der Roman von der Gesellschaft zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Was Till Eulenspiegel mit dem Dreißigjährigen Krieg zu tun hat? Das schildert uns Kehlmann auf annähernd 500 Buchseiten. Zeitgleich verschwimmen Realität und Fiktion so häufig, dass man als Leser zu Weilen verunsichert ist, ob das Geschehen zum jeweiligen Zeitpunkt nun Tatsachen widerspiegelt oder bloße Erfindung bleibt. Die vom Autor gewählte Erzählperspektive und die zeitweise recht wirre Handlung führen dazu, dass diese Undurchsichtigkeit über den Verlauf der Geschichte bestehen bleibt.

Während der Leser Teil der Geschichten von Menschen unterschiedlichster Art wird, bleibt Tyll stets der Fixpunkt des Geschehens. Zentral wird er dabei nicht lediglich für den Leser. Wohin er auch geht macht der Gaukler von sich reden und dann verschwindet er so plötzlich wie er aufgetaucht ist und den Leuten bleibt nichts weiter übrig, als zu spekulieren zu welchem Zeitpunkt er an welchem Ort wieder auftauchen wird.

Dabei scheint Tyll nicht so recht in die Zeit zu passen oder passen zu wollen. Bereits früh hat er erfahren müssen, welche Grausamkeiten das Leben für jene bereithält, die nicht nahtlos in die Gesellschaft integriert sind. Doch Tyll leistet Widerstand: Er verlässt seinen Heimatort und wird zum umherziehenden Gaukler. Sich der unaufgeklärten Gesellschaft zu fügen kommt für ihn nicht in Frage. Vielmehr führt er den Menschen mit seinen Streichen ihre Unzulänglichkeit vor und lässt sie dann ebenso ratlos wie aufgebracht zurück. Tyll spielt mit den Leuten, ebenso wie mit dem Leser und haucht dem Werk Kehlmanns Leben ein.

Tyll ist ein Roman an der Schwelle zwischen Humor und Grausamkeit. Und Grund dafür ist allein die Gesellschaft mit ihren menschlichen Eigenheiten (und natürlich Kehlmanns einzigartige Erzählgabe). Und schließlich enden die Geschichten um Tyll so plötzlich wie sie angefangen haben und dem Leser ergeht es nicht anders, als den Dorfbewohnern nach Tylls Auftritten.

So bleibt mir nun nichts weiter übrig, als meine Rezension damit zu schließen, dass Tyll ein unglaublich lesenswerter Roman ist, der mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird und zu dessen Lektüre ich allen Interessierten nur raten kann und möchte.

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Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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